Fehler im System?

 

 

Da saß sie nun, in Tränen aufgelöst mit ihrem Taschentuch und schniefte.

Einmal mehr hatte sie sich mit ihrem Ex gestritten.

Die Worte „Depp“ und „Arschloch“ waren noch die Freundlichsten gewesen.

 

 

Was hatte sie nur falsch gemacht?

War falsch überhaupt das richtige Wort?

An welcher Stelle war ihr Gespräch über Weihnachten nur so aus den Fugen geraten?

 

Hatte sie sich nicht an das gehalten, was ihnen die Mediatorin gesagt hatte?

 
Erst schildern, was sie beobachtet hatte.

Dann äußern, welches Gefühl das bei ihr ausgelöst hatte.

Dann sagen, was ihr wichtig gewesen wäre.

Dann eine Bitte äußern.

 

Wie hatte sie angefangen?
Letztes Jahr hast Du Daria das tolle Einhornfahrrad gekauft.

Aber es war eine Nummer zu groß.

Das hat mich ziemlich enttäuscht.

Ich hätte… .

 

Und dann war er auch schon laut geworden: Du hättest natürlich alles besser gemacht, ich bin natürlich wieder an allem Schuld. Ich bin nicht Euer Depp vom Dienst. … .

Ja, darauf war sie dann auch eingestiegen.

Oh, man.

 

Oh, man. Sie wollte ihm keinen Vorwurf machen.

Klar war sie damals enttäuscht, aber Daria war doch auch bald gewachsen.

Sie wollte doch nur, dass das Geschenk dieses Jahr besser passt und wollte ihn bitten, dass sie sich besser absprechen.

 

Ihr Wunsch nach gewaltfreier Kommunikation war kräftig in die Binsen gegangen.

Hatte er ihn überhaupt verstanden, diesen Wunsch?

Diesen Wunsch sich an das neue Kommunikationsmuster halten zu wollen?

 

Vielleicht würde sie ihn einfach fragen müssen.

Das nächste Mal, bei der Mediatorin, im sicheren Rahmen.

Denn so sollte es nicht weitergehen.

 

Dieser Text ist ebenfalls im Magazin von https://the-coach.net erschienen.

 

Foto: Counselling Pixabay

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Kommentare: 2
  • #1

    Martin Göhler (Sonntag, 10 November 2019 07:51)

    Liebe Barbara,

    danke für den Artikel.

    Geht es bei Deinen Kunden um gewaltfreie Kommunikation oder steht das Einhornfahrrad nicht stellvertretend für Themen auf einer anderen Ebene? Sprich, sind die beiden glücklich, wenn das Fahrradproblem gelöst ist, oder geht es dann ums Auto, Haushalt und anderes?

    Und ganz ehrlich, die Reaktion des Mannes ist für mich nachvollziehbar �.

    Liebe Grüße
    Martin

  • #2

    Barbara Eiblmaier (Sonntag, 10 November 2019 16:22)

    Hallo lieber Martin!
    Der frühe Vogel fängt den Wurm? Du warst früh am Rechner :-).

    Meinen Kunden geht es meist einfach darum, möglichst stressfrei durch die Trennung zu kommen und meist mit dem Wunsch, sich nachher noch in die Augen schauen zu können.
    Oft ist der Weg nach der "Salami-Technik" eine Thema nach dem nächsten zu klären.

    Oft merken sie, dass sie mit der Art wie sie bisher geredet haben - oft mit Schuldzuweisungen, in die Vergangenheit blickend, was der andere alles falsch gemacht hat - nicht weiterkommen.
    Bis sie zu mir kommen haben sie oft aber keine Idee, wie sie es anders überhaupt versuchen können. Und vor allem von der Basis her auch keine Vereinbarung es beide zu versuchen.

    Gewaltfreie Kommunikation ist für viele Medianten ein neuer Blickwinkel, manche kennen es auch schon oder manchmal kennt einer die Gewaltfreie Kommunikation, die in einigen Personalentwicklungskursen durchaus angesprochen zu werden scheint.
    Ungefähr die Hälfte der Paare war auch vorher schon in einer Paarberatung.

    Und in vielen Mediationen führe ich anhand der GfK durch den Verlauf.

    Konnte ich Deine Frage beantworten?

    Herzliche Grüße
    Barbara