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Erschöpft

 

Sonntag, der 5.6.2022.

Ich schwimme in ruhigen Zügen durch das türkisblaue Meer vor Sizilien. Urlaub, endlich Urlaub.

 

 

Doch irgendwie spüre ich überhaupt noch kein Urlaubsgefühl, keine Entspannung. Fühle vielmehr ein unbeschreibliches Kribbeln, eine innere Unruhe, wie tausend Ameisen in meinem Körper. Was ist nur los?

 

Tausend Ameisen in meinem Körper, obwohl ich im warmen Wasser treibe, obwohl mich die Wellen leicht umspülen, obwohl die Sonne über mir strahlt.

 

 

 

Was ist es nur, was mich so treibt?

 

 

Ich lasse diese Frage in mich sinken. Spüre, wie sie mit jedem Zug meiner Arme von meinem Kopf weiter in meinen Bauch sinkt, wie sie sich ausbreitet in all meine kribbelnden Zellen, an Corpus, Armen und Beinen.

 

Welches Gefühl ist es, was für diese Unruhe sorgt, für diese tausend Ameisen?

 

Und da ist auch schon die Antwort: Erschöpfung ist das Gefühl hinter dem Gefühl. Das Gefühl hinter dem Gefühl der tausend Ameisen ist Erschöpfung.

 

 

 

Und ich muss lächeln. Ich sehe Dich, liebe Erschöpfung, auch wenn mir nicht bewusst war, wie stark Du gerade bist, wie sehr das letzte halbe Jahr ohne nennenswerten Urlaub meine Reserven angegriffen hat.

 

Fragen wie: Wie hätte ich besser auf mich achten können? Waren Auszeiten mit Inlinern, Haka-Workshop, Besuch bei meinem Bruder nicht genug? Treiben kurz durch meinen Kopf.

 

Doch eine innere Stimme sagt mir: Das ist jetzt eigentlich auch egal. Du hast die Erschöpfung erkannt, jetzt kann sie sich wandeln, jetzt kannst Du sie sehen, wahrnehmen und Energie Tanken, hier in diesem Urlaub, in diesem wunderbaren warmen Meerwasser mit leise plätschernden Wellen, Bergen im Hintergrund, betörenden Gerüchen von Jasmin und Salbei und ja, auch von Sonnencreme.

 

 

Und bereits dort im Wasser spüre ich, wie die Unruhe, die tausend Ameisen verschwinden und ich mich genussvoll der Erschöpfung hingebe.

 

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